MICHELLE
Ihr neues Album "Ich würd' es wieder tun" im Test von Holger Stürenburg!

Diese CD-Kolumne ist ein einziger Ritterschlag für Michelle! Herzlichen Glückwunsch, Michelle !!! 

Vier lange Jahre sind vergangen, seit ihrem letzten Studioalbum „L’Amour“, zwei weitere zogen seit ihrer (wie der Name schon sagt) ultimativen Hitsammlung „Die ultimative Best of“ ins Land, welcher der knackige, ewigkeitstaugliche Disco-Fetzer „Paris“ als – höchst erfolgreiche – Single entnommen worden war.

Die aus dem baden-württembergischen Villingen-Schwenningen stammende Schlagerchanteuse MICHELLE, seit 1992 im einheimischen Popschlager-Business aktiv, von vielen Skandalen und Skandälchen geprägt und gejagt, immer wieder mit zig menschlichen Problemen überhäuft, schafft es, allen Unkenrufen zum Trotz, anno 2016 eine unzweifelhafte musikalische Bestleistung aufzubieten. Von diesem Faktum konnten sich die Fans der momentan (mal wieder) erblondeten 44jährigen freilich in den letzten Wochen persönlich ein Bild machen, als die endlich erwachsen und – sicherlich durch die unzähligen Aufs und Abs in ihrem Leben geformt – ernsthafter, wohl gleichsam bodenständiger gewordene Sängerin im Rahmen der laufenden „Das Beste der Feste“-Tour mit Florian Silbereisen unbestreitbar zauberhafte Auftritte hinlegte – kess, sexy, stimmstark und keinesfalls mehr zuckrig-süßlich, wie es in den ersten Jahren ihrer Karriere leider nicht selten der Fall war, zählten sie und ihre gesungenen Darreichungen zu den spezifischen Höhepunkten der knapp dreistündigen Silbereisen-Show.

Neben ihren erfolgreichsten Hits, wie „Herzstillstand“, „Wer Liebe lebt“ oder oben genanntem Hymnus auf die französische Landeshauptstadt, hat Michelle bei dieser Konzertreihe – ich selbst war ja, wie HIER zu lesen ist, am 03.04.2016 in Oberhausen mit dabei – gleich zwei brandneue Beiträge in ihrem Repertoire, die erst jetzt, zum 15.04.2016, erstmals im CD-Format erhältlich sind.

Hierbei handelt es sich um die nahezu symphonische Powerpop-Chansonballade „Ich würd‘ es wieder tun“ und den betont lebensfrohen, zukunftsorientierten und rigoros hoffnungsvollen Sommerhit in spe. „Wir feiern das Leben“, einen tanzbaren, aufstrebenden Popschlager auf der Basis einer eingängigen, rasanten Melodie, die mit edlem, foxigen Dance-Beat unterlegt wurde und umgehend von den Gehörgängen des jeweiligen Rezipienten Besitz zu ergreifen droht.

Nach ersterem Titel benannte MICHELLE nun auch ihr jetzt vorliegendes, 13. Studiowerk. Letztgenanntes Lied bietet hingegen den fulminanten, tönenden Einstieg in ihre wahrhaftig phantastische neue Songkollektion, die aus 15 Liedern besteht, eben „Ich würd‘ es wieder tun“ benamt wurde  – und ohne Frage die beste Michelle seit vielen Jahren an den Tag legt.

In eine ähnliche musikalische Kerbe, wie der Eröffner „Wir feiern das Leben“, schlagen das durch und durch internationales Großstadtflair versprühende, schonungslos clubtaugliche, gleißend-glitzernde, generell etwas hedonistisch-lustvoll ausgestaltete Hochglanz-Epos „So schön ist die Welt“, welches die funkigen, üppigen Phillysound-Klangbilder der mittleren 70er mit hämmerndem House-Piano der späten 80er und gesanglichen Effekten und soundtechnischen Spielereien des Dancepop a la „Scatman John“ im Sinne der zweiten Hälfte der 90er Jahre trefflich miteinander kombiniert, das draufgängerisch-heißverliebte, musikalisch strikt treibende Angebot, dem Liebsten zu Liebe einen „Zirkus (Für Dich)“ (Liedtitel) zu eröffnen und „Steh dazu“, eine freundschaftliche, mutmachende Aufforderung an einen schwulen Bekannten, sich doch endlich offen zu seinen Gefühlen und Neigungen zu bekennen.

Im streicherverzierten, flott vor sich hin gleitenden, inhaltlich sehr sehnsuchtsvollen Electro-Pop-Schlager „Der Deal“ dreht es sich um die Abmachung zweier Menschen, sich ausschließlich auf eine erotische Freundschaft einzulassen, mitnichten jedoch darüberhinausgehende Gefühle füreinander entwickeln zu wollen. Plötzlich aber stellt die Frau fest, dass sie, jenseits allen sexuellen Verlangens, doch weitaus mehr für ihren Liebhaber empfindet, als in diesem „Deal“ zuvor vereinbart.

Geradezu grandios, tiefgehend, ergreifend und ehrlich, in musikalischer Hinsicht bombastisch, vollmundig und opulent im besten Sinne des Wortes inszeniert, erfreuen wir uns an dem hochfeudalen Popmelodram „Ich würd‘ es wieder tun“, welches mich schon vor 14 Tagen bei „Das Beste der Feste“ radikal vom Hocker gehauen hatte und in der Studiofassung, in Form einer Art „My Way“ von Michelle, ebenso hemmungslos überzeugt!

Auf der Balance zwischen angesagtem Electro-Pop, knalliger Dancefloor-Kompetenz und schillernd-funkelndem Popschlager der feinsten Machart, halten sich z.B. der explizit aufgekratzt, lebensfroh und heiter hervorgebrachte Wunsch (zu) „Leben bis es weh tut“ (Liedtitel), das lasziv-sinnliche Eingeständnis „Du machst mich süchtig“, der ebenso drastisch amouröse Gefühlsüberschwang „Ewig im Moment“ und das aufmüpfige, leicht nervöse Disco-Lamento „Tiefer“ auf. „Tage wie Juwelen“ und „Hör nie auf zu lieben“ sind dagegen eher im mittleren Tempo gehaltene, wahrlich hochwertige – hintergründig teils gar ein wenig rockende – Popkleinode voller Würze, Würde und Eleganz.

Aus sanften, perlenden Piano-Akkorden, die im weiteren Verlauf mit zurückhaltend eingesetztem Schlagzeug sukzessive angereichert werden, baut sich, „So fühlt sich ewig“, übrigens verfasst von den Ex-„Rosenstolz“-Akteuren Peter Plate und Ulf Leo Sommer, zu einer wohlig schleppenden, dabei äußerst effizienten und einfallsreichen Mid-Tempo-Ballade mit Widerhaken auf; als so schwebender, wie nachdenklicher, versteckt folk-angehauchter Popschleicher mit Tiefgang zeigt sich das liebevoll unterstützende Freundschaftsbekenntnis „Irgendjemand“.

Die obligatorische, herzzerreißende Feuerzeugballade „Träume haben Flügel“, erneut luxuriös, mit viel Pathos, großorchestral, beinahe klassisch umgesetzt, beendet ein wohlüberlegtes, durchdachtes, kraftstrotzendes musikalisches Resultat einer weiterhin sehr attraktiven, charmanten, aber eben beständiger, realistischer, ganz gewiss nicht mehr affektierten, zickigen oder womöglich gar Unzuverlässigkeit und Flatterhaftigkeit verstrahlenden Künstlerin, deren Ausdrucksstärke in Stimme und Darbietung ebenfalls einen Riesensprung nach vorne gemacht hat.

Ich gestehe ein, dass ich insbesondere mit den frühen Schmonzetten von Michelle aus den 90er Jahren niemals allzu viel anzufangen vermochte. Das einstige Teddybär-gemäße, übertrieben lolitahafte Püppchen-Image der Sängerin ging mir seinerzeit enorm gegen den Strich, manche Nümmerchen jener Periode boten für mich nur mehr einen guten Anlass für deftigste Parodien derselben.

Aber schon Dank „Paris“, m.E. einem DER deutschsprachigen Sommerhits des Jahres 2014, wurde ich neugierig auf die weitere künstlerische Entwicklung von Michelle – und, wie erwähnt, versetzte mich bereits ihr Live-Auftritt vor 14 Tagen in Oberhausen in hellste Begeisterung. Diese findet nun – zumindest bei mir, und sicherlich auch bei vielen anderen Freunden erhabener, wohlklingender deutscher Popmusik mit internationalem Anspruch, mal mehr Schlager, mal mehr Disco, mal mehr Pop, dann wiederum eher Ballade oder Chanson – ihre völlig verdiente Fortsetzung. Denn „Ich würd‘ es wieder tun“ ist eine tatsächlich außerordentlich abwechslungsreiche, sympathieerregende, rundum gelungene Scheibe geworden, wobei Michelle im clubtauglichen Dancefloor-Ambiente sich langsam anschickt, eine deutsche Kylie Minogue zu werden, während manche Ballade auf vorliegender CD vermuten lassen könnte, es erwüchse eine Barbra Streisand teutonischen Zuschnitts heran.

„Ich würd‘ es wieder tun“ ist schlicht ein tolles, in sich geschlossenes Album ohne Durchhänger, ausnahmslos kosmopolitisch, großstädtisch, hitzig und feurig dargeboten und dementsprechend tönend ausgekleidet. Es repräsentiert letztlich die beste Michelle, die es je gab!

Holger Stürenburg, 13./14. April 2016
http://www.universal-music.de/company/umg/polydorisland
http://www.michelle-aktuell.de/

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