DEMIS ROUSSOS
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 17 – Demis Roussos ("Schön wie Mona Lisa")!

Neuzugang 17.03.1975! 

Am 15.06.1946 kam der griechische Sänger DEMIS ROUSSOS (bürgerlich Artemios Ventouris Roussos) als erster Sohn  eines griechischen Vaters (Georges) und einer italienischen Mutter (Olga) in Alexandria (Ägypten) zur Welt. Er entstammt einer griechischen Familie, die seit den 20er Jahren in Ägypten lebte. Hier wuchs Demis gemeinsam mit seinem Bruder Costa auf. Bedingt durch den Beruf seines Vaters (Ingenieur) kam er schon früh in der Welt rum und verbrachte seine Jugend zunächst in seinem Geburtsland Ägypten. Im Zuge der Suezkrise verlor die Familie 1958 ihre Habe und kehrte nach Griechenland, der Heimat seines Vaters, zurück.

Sein Interesse an der Musik wurde früh insbesondere von seiner Mutter, einer Sängerin, geweckt. Sie sorgte dafür, dass er frühzeitig Klavier- und Gitarrenunterricht bekam. Bereits mit acht Jahren wurde er (damals noch in Ägypten) auf ein Konservatorium geschickt. Nachdem die Familie nach Griechenland zurückkehrte, war er kurzzeitig Mitglied im Städtischen Kirchenchor von Athen, später studierte er dort Musik und lernte viele Instrumente zu spielen (Bass, Gitarre, Piano, Trompete, Bouzouki).

Anfang der sechziger Jahre trampte er quer durch Europa und verdiente sich den Lebensunterhalt durch Auftritte in Bars und Bistros, u. a. als Mitglied von Bands wie "The Idols" oder "We Five". In diesem Zusammenhang lernte Demis Roussos im Jahr 1966 Evangelos Odysseas Papathanassiou, der später unter dem Namen Vangelis selber große Karriere machte, kennen. Der bereits mit seiner Gruppe "Forminx" erfolgreiche Musiker erkannte Demis' Talent und seine besondere Stimmfarbe.

Ende März 1968 machte Demis sich mit seinem griechischen Freund Lucas Sideras auf den Weg nach England, da er dort größere Karriere-Chancen sah als in seiner Heimat Griechenland. Aufgrund einer fehlenden Arbeitserlaubnis führe die Reise nach Paris, wo man sich dann mit Vangelis, mit dem man eigentlich in London verabredet war, traf. Wenngleich die Plattenfirma nicht wirklich an einen Erfolg glaubte und deshalb keinen hoch dotierten Vertrag mit den griechischen Freunden abschloss, ergab sich die Gelegenheit, eine Schallplatte unter dem Band-Namen „Aphrodite’s Child“, dessen Bassist Roussos war, bei Philips aufzunehmen. Wider Erwarten wurde der in einem Kellerraum produzierte, von Vangelis und dem jungen Autoren Boris Bergmann getextete Song "Rain and Tears" ein großer Erfolg, der im Mai 1968 in Frankreich zu einem großen Hit avancierte.

Auch die im "Greek-Sound" produzierten Nachfolge-Songs , "It´s five o´clock", "Marie Jolie", "Spring, Summer, Winter and Fall"und "I want to live" waren erfolgreich. Für die Geschichte der Pop-Musik von besonderer Bedeutung wurde das Album "666", das sich an der biblische Offenbarung orientierte.

Trotzdem entschloss sich Dennis unter Beibehaltung seines Markenzeichens, Hippiekleidung bzw. Folkloregewänder, im Jahr 1971 zur Trennung von seiner Gruppe, mit der er fast fünf Jahre zusammen gewesen war.

Als Solo-Künstler hatte er in Frankreich gleich wieder sehr großen Erfolg mit seiner ersten Single „We Shall Dance" und seiner ersten LP "On the Greek Side Of My Mind".

In Paris wurde Vicky Leandros auf Demis Roussos aufmerksam. Sie fand Demis‘ Folklore-Gewand und seine hohe Stimme so originell, dass sie ihren Vater und Manager Leo Lendros auf ihn aufmerksam machte. Der schmächtige Produzent fühlte sich von seinem schwergewichtigen Landsmann zu einem Lied inspiriert, das er auf ein Tonband pfiff (obwohl er erfolgreicher Komponist war, konnte er Noten weder lesen noch schreiben) und bat Demis in sein Hamburger Plattenstudio. Diese erste im Frühjahr 1973 gemeinsam produzierte Schallplatte, „Goodbye My Love, Goodbye“, wurde gleich ein Welt-Hit, der insbesondere auch in Deutschland (auch in deutscher Sprache)  die Nummer 1 der Hitlisten enterte. Der Song entpuppte sich im Februar 1973 bei der Löwen-Verleihung, bei der er als Gaststar engagiert war, als große Überraschung – vermutlich hat diese RTL-Preisverleihung einen nicht unerheblichen Anteil an Roussos' Durchbruch in Deutschland gehabt.

Wenngleich die internationalen selbst produzierten Lieder „Forever And Ever“ und „My Friend, the Wind“ nicht unerfolgreich waren (letztgenannter Titel war in Deutschland sogar ein Top-10-Hit), verdankte Roussos seinen Erfolg in Deutschland hochprozentig den ihm von Klaus Munro und Leo Leandros (u. a. unter dem Pseudonym Mario Panas) geschriebenen Erfolgs-Schlagern. So konnte 1973 mit „Schönes Mädchen aus Arcadia“ ein weiterer großer Erfolg verbucht werden.

Anfang 1974 ging der von den Lesern des Branchenblatts "Musikmarkt" als "bester Interpret des Jahres" ausgezeichnete Sänger mit seiner Nummer 1 der Single-Jahreshitparade auf Deutschland-Tournee. Im Laufe dieser Tour überreichte ihm Vicky Leandros zwei Goldene Schallplatten für über 1 Mio. verkaufte Singles "Good Bye My Love Goodbye" in Deutschland – darüber hinaus gab es die besondere Auszeichnung "Goldene Kette" für über 5 Mio. verkaufte "Goodbye"-Singles weltweit.

Während „Deine Liebe wird mir fehlen“ und „Auf Wiederseh’n“ nicht zu großen Erfolgen wurden, war Roussos 1974 mit „Manuela“ (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Peter-Orloff-Song) wieder in der (Hit-)Spur.

Die Treue zum Produzenten Leo Lendros zahlte sich aus: Vor fast genau 40 Jahren, im März 1975, enterte Demis Roussos erneut die Top-10 der deutschen Hit-Listen – "Schön wie Mona Lisa" war allerdings sein letzter Top-10-Erfolg in Deutschland. Mit diesem Song präsentierte er sich erneut als Romantiker der internationalen Pop-Szene.

Dieses Lied und der weitere Hitparaden-Erfolg "Vagabund der Liebe" wurden Bestandteile der Anfang 1976 erschienenen LP "Die Nacht und der Wein", dessen weitere Single-Auskopplung "Die Bouzouki, die Nacht und der Wein" nicht mehr an die ganz großen Erfolge anknüpfen konnte.

1977 hatte Demis Roussos seinen letzten Erfolg in der deutschen Verkaufs-Hitparade. Wie bei den letzten Interpreten dieser Reihe (Jürgen Marcus, Michael Schanze, Cindy & Bert) war auch er mit der von ihm interpretierten Schlager-Musik nicht mehr zufrieden. In einem 1977 erschienenen Musikmarkt-Interview liest sich das wie folgt:

"Es ist meine letzte LP in diesem Stil (gemeint: LP "Kyrilia"). Alles, was ich bisher in deutscher Sprache gesungen habe, musste ich singen. Das bin nicht ich. Das ist nicht meine Art von Musik, das hatte alles keine Qualität und ist sogar ausgesprochen schlecht. Dieser Vertrag ist nun ausgelaufen. Und ich setze einen Schlusspunkt hinter etwas, zu dem ich leider nicht stehen kann. Es war nicht meine Idee. Nachdem ich mich von der Gruppe "Aphrodite's Child" getrennt hatte, musste ich alle sich bietenden Möglichkeiten wahrnehmen, meinen Soloweg zu pflastern. Ich konnte auch zu wenig Deutsch, um die Qualität der Texte zu erfassen. Ich werde keine Schlager mehr machen, keine billige Ware. Deutsche Texte ja, aber solche mit Niveau.".

Im weiteren Verlauf des Interviews wird Roussos noch drastischer – auf den Hinweis: "Dass Du bei uns seltener in der Hitparade anzutreffen bist, ist immerhin eine Tatsache" kam die unmissverständliche Antwort: "Aber sie ist erklärlich, denn ich habe nichts gemacht. Ich wollte nicht, weil ich diesen Scheiß-Schlagersound satt habe. Ich verhielt mich passiv."

Die Abwendung von Produzent Leo Leandros bzw. – um es mit Demis' Worten zu sagen – vom "Scheiß-Schlagersound" war auch der Abschied von Verkaufserfolgen in Deutschland. Nachdem 1978 seine in den USA produzierte "ungewöhnlich anspruchsvolle" (Zitat der Plattenfirma) LP "Demis Roussos" und die darauf enthaltene Single "Life in the City" in Deutschland kolossal floppten, versuchte man es noch mal in deutscher Sprache – aber auch die 1979er Produktion "Kinder der ganzen Erde", produziert vom Bruder seines alten Kumpels Vangelis, konnte nicht an alte Erfolge anknüpfen.

Vermutlich zu Demis' Leidwesen veröffentlichte seine Plattenfirma 1980 eine "Best Of"-Schallplatte mit seinen großen Schlager-Erfolgen namens "Insel der Zärtlichkeit". Im Gegensatz zu seinen "anspruchsvollen" (neuen) Produktionen wurden diese (Zitat) ausgesprochen schlechten Lieder abermals ausgesprochen erfolgreich – es wurde seine mit Abstand erfolgreichste LP in Deutschland, die sogar den 2. Platz der deutschen LP-Charts erreichen konnte.

In der Folgezeit sorgte Demis Roussos in Deutschland eher mit anderen Dingen als seinen Tonträger-Veröffentlichungen für Schlagzeilen. So wurde er 1981 in Argentinien eine Nacht in Polizeigewahrsam genommen, weil er nicht "live", sondern Playback gesungen hatte. Wenn solche Strafen auch in Deutschland gelten würden, dürfte die gesamte Schlager-Elite, die jemals bei Herrn Silbereisen oder Frau Nebel aufgetreten ist, wohl im Knast sitzen – aber das nur nebenbei bemerkt.

In dieser Zeit (Anfang der 80er Jahre) nahm Roussos enorm an Gewicht ab und vermarktete das in Form eines Buches ("A Question of Weight"). Fortan trat er vorübergehend nur noch unter seinem Vornamen "Demis" (übrigens eine Abkürzung seines realen Vornamens Artemios) auf.

Am 14.07.1985 wurde Demis Roussos Opfer einer Flugzeugentführung und befand sich auf dem Weg von Athen nach Rom fünf Tage in der Hand von Geiseln, bis es in Beirut zur Befreiung kam.

Ende der 80er Jahre versuchte er in Deutschland einen Comeback-Versuch im Duett mit Drafi Deutscher ("Young Love") – abgesehen von einem zweiten Platz bei seinem einzigen(!) ZDF-Hitparaden Auftritt am 04.10.1989 konnte er aber auch damit nicht an alte Erfolge anknüpfen.

Abgesehen von einigen großen TV-Auftritten mit seinem (Zitat) "Scheiß-Schlagersound" bei Carmen Nebel und zuletzt in Andy Borgs Musikantenstadl blieb es in Deutschland recht ruhig um ihn.

Am 25. Januar 2015 starb Demis Roussos in Athen.

 

VORSCHAU: In Folge 18 dieser Serie geht es um die auch in diesem Artikel genannte Landsmännin Demis Roussos', VICKY LEANDROS.

Stephan Imming, 01.04.2015

http://de.wikipedia.org/wiki/Demis_Roussos

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