ANDREA JÜRGENS
Die Top 10-CD "Millionen von Sternen" im Test von Holger Stürenburg!

“Wenn manche Nörgler behaupten, Andrea´s Stimmorgan klänge anno 2016 womöglich schwach oder dünn, dann ist dies schlicht Kokolores”, resultiert er …: 

Es ist wahrscheinlich das am längsten erhoffte, von den meisten Gutwilligen zugleich mit ausgeprägter Vorfreude innigst erwartete, leider immer wieder durch verschiedene Umstände verzögerte Comeback im deutschen Schlagerleben der letzten Jahre.

Die 1967 im nordrhein-westfälischen Wanne-Eickel (seit 1975 mit Herne zusammengeschlossen) geborene Sängerin ANDREA JÜRGENS, eine der kontinuierlich erfolgreichsten und langlebigsten Schlagerchanteusen der 70er, 80er und 90er Jahre, hatte sich 2010 aus privaten und gesundheitsbedingten Gründen von heute auf morgen aus dem stressreichen und nervenaufreibenden Künstlerdasein vorläufig zurückgezogen. Obwohl sie und ihr Umfeld häufig darum ersuchten, diese Entscheidung zu respektieren, und um Ruhe zur Erholung und gesundheitlichen Regeneration des einstigen Kinderstars baten, wurde diese Maßnahme von angeblichen Schlagerfreunden oft mit Häme kommentiert.

Als dann im Juni vor zwei Jahren an die Öffentlichkeit geriet bzw. sogar Andrea persönlich, exklusiv für SMAGO!, mittels eines kurzen Videosclips ihren treuen Anhängern erläuterte, dass sie ihre persönlichen Probleme soweit gut überstanden habe und, gemeinsam mit ihrem alten und wieder neuen Manager Maurice van Beek, und zig namhaften deutschen Produzenten, fleißig an ihrer großen Rückkehr ins teutonische Schlagergeschehen arbeite, pochten die Herzen nicht weniger schlageraffiner Generationsgenossen der unaufhörlich äußerst charmanten und jugendlich wirkenden Powerfrau wahrhaftig höher, schneller und lauter. Zur Einstimmung auf diese Neubelebung der künstlerischen Laufbahn der einstigen Entdeckung von Musik-Mogul Jack White, folgte im Oktober 2014 das proppevolle Doppel-Album „Das Beste“ (plus einer zusätzlichen DVD mit den 28 schönsten TV-Auftritten von Andrea Jürgens von 1977 bis 2010) – beide Produkte wurden seinerzeit von mir HIER ausgiebig gewürdigt -, wobei diese Best-of-Koppelung mit der Erreichung eines fulminanten Rang 18 der hiesigen LP-Hitparaden den ersten Top-20–Erfolg der liebenswerten Sängerin aus dem Ruhrpott dort seit 1981 darstellte.

Eigentlich sollte daraufhin bereits am 20. März 2015 ihr langerwartetes Comeback-Opus „Millionen von Sternen“ bei PALM Records/TELAMO veröffentlicht werden. Doch leider kam nun erneut unverhofft und ungebeten die Gesundheit dazwischen. Dies ist natürlich – und hier spreche ich rundweg aus eigener Erfahrung – auch und gerade dann besonders frustrierend und verdrießlich, wenn man sich selbst, sozusagen als Akteur, auf ein Ereignis, ein Vorhaben, die Vorstellung eines Vorhabens etc., doch so sehr freut – und dies dann nicht zum anvisierten Zeitpunkt liefern kann. So wurde die Album-VÖ zunächst auf den 10. Juli vergangenen Jahres verschoben, wiederholt ohne Realisierung. Am 02. August feierte Andrea im „ZDF-Fernsehgarten“ nichtsdestotrotz ihren ersten TV-Auftritt nach fünf Jahren Abstinenz, gesundheitlich up to Date, hübsch und kess, wie seit eh und je. Vornehmlich wir heutzutage Mitt- bis End-40er, deren Adoleszenz, so wir uns schon früh als Freunde des Deutschen Schlagers deklarierten, von der Kinderzeit über die Vorpubertät bis in die Erwachsenenzeit hinein, von der heute 48jährigen Sängerin musikalisch untermalt, unterstützt, liebevoll begleitet wurde, waren hellauf begeistert, dass unser vormaliges Kindheits- und Jugendidol wiederum mit voller Wucht und Elan ins aktuelle Musikleben eintauchen wolle. Und trotzdem brachte es manche von uns durchaus einwenig auf die Palme, dass Andreas so lange angekündigtes (und vermutlich schon damals vollständig fertiggestelltes) kreatives Lebenszeichen im CD-Format erneut hinausgeschoben wurde.

Doch kaum hatte das Jahr 2016 begonnen, gab es kein Halten mehr: Mitte Januar bekam die weiterhin entzückende und betörend bodenständige Künstlerin in Berlin den „smago! Award“ für das „Comeback des Jahres 2015/16“ verliehen, auf einmal war Andrea wieder in vielen TV-Shows zu sehen – und alle konnten es kaum noch erwarten, bis am 18. März d.J. endlich das heißersehnte, erste brandneue Andrea-Jürgens-Album seit „Ich hab nur ein Herz“ aus dem Oktober 2010 in den Regalen stand. Rasend schnell erklomm „MILLIONEN VON STERNEN“ – so wurde die Longplay-CD in Anlehnung an die erste Singleauskoppelung daraus von vor einem Jahr benamt – die einheimischen Top 10, erreicht dort (bis jetzt) den grandiosen fünften Rang als Höchstnotierung; ihre (unglücklicherweise überwiegend auf die ostdeutschen Bundesländer beschränkte) „ALPHA“-Autogrammstunden-Tour glich einem regelrechten Triumphzug. ANDREA JÜRGENS ist derzeit in aller Munde – und dies, wie beim Anhören von „Millionen von Sternen“ sogleich festzustellen und festzuschreiben ist, vollkommen mit Fug und Recht!

14 neue Titel finden sich auf Andreas nun endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemachten, aktuellen Silberscheibe. Acht derer wurden von Michael Buschjan (u.a. Wolfgang Petry, Andreas Martin, Bernhard Brink), teils unter Hinzuziehung von Maurice van Beek, produziert, für sechs Lieder saß Uwe Haselsteiner (u.a. Roland Kaiser, Michael Morgan, Jürgen Drews) hinter den Reglern. Diese drei Musikkoryphäen zeichnen gleichsam mehrheitlich für die Kompositionen und Texte verantwortlich, wobei in einigen Fällen der Düsseldorfer Schlagerlyriker Tobias Reitz einige treffliche Reime und Formulierungen beitrug.

Als Aufhänger, erste Single und Titelgeber, fungiert der proper, geradeaus und sehr zeitgemäß arrangierte, unaufdringlich voranstrebende Popschlager-Ohrwurm „Millionen von Sternen“, den Andreas langjähriger guter Freund und Manager Maurice van Beek sozusagen als ‚Einstandsgeschenk‘ zum Comeback seines Schützlings für diesen geschrieben hat – und der umgehend in Gehörgänge, Beine und Bauch geht. Ein Dauerbrenner in spe., von Andrea energiegeladen und stimmstark interpretiert, ehrlich, romantisch und gefühlvoll, dabei stark, aber niemals unangenehm oder gar penetrant rhythmisiert.

Die aktuelle Radio-Single nennt sich „Deja Vu“, wurde ebenfalls von Maurice van Beek ersonnen, und steht in ihrer Intensität, Überzeugungskraft und Ausdrucksstärke dem fulminanten Titellied aber auch in rein gar nichts nach.

Es folgen einige so cool, wie heißblütig ange-fox-te Up-Tempo-Discoschlager, mal schwelgend-funkelnd („Ich bin da“), mal strikt, fordernd und leidenschaftlich in einem („Vergiss mich nie“, „Das reicht für mehr als eine Nacht“), aufstrebend, verspielt, jung („Ich hab‘ Dir erlaubt“, „Unsere Zeit“), dann hingegen latent poprockig, kess, offensiv („Spiel‘ jetzt nicht mit meinen Gefühlen“, „Und ich schlage zurück“) oder gar knallig, laut und deftig vor sich hin rockend („C’est la Vie“). 

Wir hören zudem wehenden, perlenden, hochmelodischen, enorm lebhaften, einwenig 80er-Jahre-angehauchten Gitarrenpop bester Machart („Ein Träne auf rosa Papier“ – ein effektiv kompakter, in sich geschlossener, dabei feingliedriger und radikal eingängiger Aspirant für eine weitere Singleauskoppelung!) oder fraglos tanzbar-poppigen, ansprechend-aufmunternden, aber nicht unbedingt per se in erster Linie auf Discotauglichkeit getrimmten Edelpopschlager („Fang mein Herz“ bzw. „Liebe ist unbesiegbar“).

Im Sinne einer sensiblen, stillen Ballade erklingen die zutiefst emotionalen, gesungenen Gedanken „Weil wir Freunde war’n“, die eine Frau durchziehen, als ihr ganz plötzlich ohne Vorahnung klar geworden war, sich in einen guten Freund, für den sie zuvor nur rein kumpelhafte Empfindungen aufbrachte, tatsächlich und unverbrüchlich verliebt zu haben.

Unterstützt von den unzweifelhaften Könnern ihres Fachs, Buschjan, Haselsteiner, van Beek und Co., hat es ANDREA JÜRGENS 2016 mit Bravour vollbracht, ein von vorn bis hinten gelungenes, forsches und selbstbewusstes, modisches, aber Altfans niemals verstörendes Popschlager-Album voller exzellenter Kompositionen zu präsentieren, das ganz gewiss typisch und unverwechselbar von der stets wiedererkennbaren, überraschend kräftigen, seelenvollen und engagierten Stimme der heutzutage in Recklinghausen lebenden Schlagerlady getragen, geführt und bestimmt wird.

Wenn manche Nörgler nun behaupten, Andreas Stimmorgan klänge anno 2016 womöglich schwach oder dünn, dann ist dies schlicht Kokolores. Man sollte vorurteilsfrei bedenken, dass sich Stimmlage, Stimmhöhe und –kraft eines jeden Menschen, ob Normalbürger oder Künstler, Schauspieler, Sänger etc., im Leben nun einmal verändern. Sie reifen, werden, gerade bei Männern, oft tiefer, rauer, bei Frauen dagegen oft voluminöser, vielleicht ernster, gediegener – aber keinesfalls zwangsläufig dünner oder schwächer. Rein subjektiv finde ich, dass sich Andreas vokalistische Ausdruckform auf „Millionen von Sternen“ mit ihren besten und beeindruckendsten Gesangsleistungen zu seligen Jack-White-Zeiten sehr gut messen lassen kann und keinesfalls in irgendeiner Form denen gegenüber abfällt oder abflacht. Und dass sich die Sounds, die Rhythmen, die klanglichen Auskleidungen, auch und gerade in unserem Metier deutscher Schlager- und Popmusik, im Laufe der Zeit ebenfalls einer Wandlung unterziehen, ist gerade mir – als bekanntlich fast puristischem 80er-Jahre-Freak 😉 – sehr wohl bewusst. Nicht immer spricht mir diese Entwicklung unbedingt aus der tiefsten Seele, aber bei der Produktion und Konzeption von „MILLIONEN VON STERNEN“ haben es Produzenten, Arrangeure und Interpretin phänomenal vermocht, so zeitaktuell zu klingen, wie nötig, aber so grundsatztreu und mit stilistischer und klanglicher Bodenhaftung aufzutreten, gerade im Hinblick auf uns „Alt-Fans“, wie nur möglich.

Hier analysierte CD ist schon jetzt als (um mit dem Kollegen Jörg Bausch zu sprechen) ‚ganz großes Kino‘ im teutonischen Schlagerleben des ja nun auch erst vor drei Monaten angebrochenen, daher noch recht jungen Jahres, Musikjahres, 2016 zu bezeichnen. Kein einziger Titel fällt negativ aus dem Rahmen, alle Lieder sind gleichwertig hochwertig ausgefallen, sie wirken, trotz unterschiedlicher Perfektionisten am Mischpult, wie aus einem Guss, die Skip-Taste ist beim Genuss von „Millionen von Sternen“ arbeitslos, viele Liedbeiträge sind ob ihrer Grooves und Melodieführung eindeutig als längerfristig ohrwurmträchtig einzustufen, radiotauglich sind sämtliche Titel ohne Ausnahme sowieso.

Wir freuen uns, dass ANDREA JÜRGENS im zweiten Lied auf „MILLIONEN VON STERNEN“ nicht nur singt „Ich bin da“, sondern mittels ihres neuen Tonträgers, wie man sieht und hört, auch nachweislich und unumstritten „wieder da“ ist. Der außerordentliche Erfolg des Albums, sicher gleichfalls die ausgiebigen, wenn auch manchmal arg zu kindisch und nicht selten neidvoll geführten Diskussionen in Fanforen und Gästebüchern, beweisen, dass Andrea als Künstlerin immer noch – banal formuliert – „zieht“, dass man sich für sie und ihre musikalischen Arbeiten weiterhin immens interessiert, sich mit ihr beschäftigt, auseinandersetzt – und die glasklare und unstreitige Wertbeständigkeit, das überragende Niveau ihres neuen Albums, legen zusätzlich vortrefflich Zeugnis darüber ab, dass Andrea im Januar diesen Jahres vollkommen zurecht und keineswegs nur als reine „Vorschusslorbeere“ den „SMAGO! Award“ für das „Comeback des Jahres 2016“ zuerkannt bekommen hat! Als nichts anders muss „MILLIONEN VON STERNEN“ musikgeschichtlich schon jetzt betrachtet werden!

Holger Stürenburg 31. März bis 01. April 2016
http://www.telamo.de
http://www.andreajuergens.de/

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