"ECHO"
Neue Serie: „Der wahre Echo 2016“ – eine Auswertung von Stephan Imming – Teil 1!

Die erfolgreichsten Alben des Jahres 2016 – statistisch ausgewertet, ohne Sonderregeln! 

Viel Kritik gab es im vergangenen Jahr an der Vergabe der Echos. Sonder- und Spezialregeln führten zu absurden Echo-Nominierungen und –Auszeichnungen, die teilweise nicht nachvollziehbar waren. In einer akribischen Fleißarbeit, die sich über Wochen hinweggezogen hat, habe ich mal alle Top-100-Listen aneinandergereiht und dabei Punkte vergeben: 100 Punkte für Platz 1, 99 Punkte für Platz 2, 98 Punkte für Platz 3… 3 Punkte für Platz 98, 2 Punkte für Platz 99, 1 Punkt für Platz 100.

Nach der oben genannten Rechnung gab es für das Jahr 2016à 53*(100+99+98…+3+2+1), also 267.650 Punkte zu vergeben. Wenn man sich die Sprache ansieht, gibt es schon die erste (erfreuliche) Überraschung: Die Mehrheit der platzierten Alben war deutschsprachig. 141.486 Punkte gingen an deutschsprachige Alben, 126.164 Punkte an anderssprachige Produktionen oder Instrumental- (Klassik-)CDs. Wenn man diese Auswertung mit der kürzlich veröffentlichten Statistik deutschsprachiger Songs im Radio vergleicht (siehe hier https://smago.de/d/artikel/77927/ ), weiß man, warum Experten die Zukunft des Radios kritisch sehen – wer so offensichtlich am Publikumsgeschmack vorbeisendet, darf sich nicht wundern.. – vielleicht müssen deutsche Produzenten (bzw. Plattenfirmen) dem Radio andrereits  dankbar sein, weil die Konsumenten Alben kaufen bzw. downloaden, weil die darauf enthaltenen Songs im Radio nicht gespielt werden…

Diese Sichtweise hat einen Nachteil: Die Alben, die lange Zeit platziert waren, weil sie zu Jahresbeginn erschienen sind, mögen „übervorteilt“ sein. ABER!!: Wenn man sich mal die Mühe macht, wirklich jede Hitliste des vergangenen Jahres anzusehen, bemerkt man, dass es extrem viele Beispiele von Alben gibt, die hoch in den Charts einsteigen und in der kommenden Woche schon nicht mehr in der Hitliste sind. Insbesondere im Hip-Hop-Bereich ist es gang und gäbe, dass ein Album in die Top-100 einsteigt und in der kommenden Woche schon wieder verschwunden ist. Gerade in dem Bereich (auffällig ist das auch bei Metal-Alben, aber auch im Schlagerbereich) gibt es nur wenige „Dauerbrennner“. Insofern finde ich es legitim, einfach mal den langfristigen Erfolg zu betrachten. Die ausgewerteten Platzierungen passen zu dem Bild, das sich beim Abtippen der Charts ergeben haben – Alben, die immer wieder hoch platziert waren, haben logischerweise eine gute Platzierung in der Auswertung erhalten.

Auffällig ist meines Erachtens das Fehlen der Rubrik „Kinderprogramm“. Mit „Bibi und Tina – Mädchen gegen Jungs“, „Eiskönigin“, allen CDs von Simone Sommerland und anderen wäre es absolut in Ordnung gewesen, diese Rubrik einzuführen – in dem Bereich werden (zumindest wenn man sich die Hitlisten anschaut) exorbitant gute Verkaufszahlen eingefahren – ein Echo für diese Rubrik wäre da in meinen Augen mehr als fällig.

Auch die Rubrik „Compilation“ könnte in Frage kommen. Da Compilations in „eigenen Charts“ ermittelt werden, kann man die zwar „absondern“ – dann kommen aber Phänomene wie „Sing meinen Song“ auf – in welche Rubrik packt man diese CDs?

Die 2017 umgesetzte Ausdünnung der Kategorien hat im internationalen Bereich dazu geführt, dass es recht einfach ist, die passende Kategorie zu finden. Im nationalen Bereich sind die verschiedenen Kategorien zwar absolut begrüßenswert, andrerseits gibt es Beispiele, bei denen die korrekte Kategorie schwer zu finden ist. Nehmen wir z. B. die Newcomer von „D’Artagnan“. Die könnte man als „Gruppe National“ sehen, aber auch im Bereich „Rock National“ einsortieren – und wenn ein Andreas Gabalier „volkstümliche Musik“ macht, dann wäre auch diese Kategorie passend. Nebenbei kämen die Jungs auch noch in Frage für die Rubrik „Newcomer National“. Diese Problematik ist genreübergreifend – mir blieb nichts als nach logischen Gesichtspunkten vorzugehen mit Hilfe früherer Nominierungen (demnach fallen Santiano unter „volkstümliche Musik“) oder eben mit Hilfe von Wikipedia-Einschätzungen bzw. eigenen Anschauungen (mangels Alternativen). –

Schwierig wird es auch, wenn Künstler unter verschiedenen Namen agieren. Ist Vanessa Mai gleich zu sehen wie „Wolkenfrei“? Müssen in der Auswertung „Gzuz“ als Soloprojekt und seine Kollaborationen mit „Bonez MC“ zusammengefasst werden? Oder muss man „Coup“ mit „Haftbefehl“ und „Xatar“ in Verbindung bringen? – Da kann es meines Erachtens nur eine Lösung geben: Wenn man als „Wolkenfrei“ eine CD herausbringt und eine als „Vanessa Mai“, sehe ich kein Erfordernis, die Zahlen zu addieren – das sind dann verschiedene Projekte. –

Spannend (wenn auch für die Echo-Vergabe eher zu vernachlässigen) ist übrigens der Erfolg, der mit Wiederveröffentlichungen älterer Alben zu erzielen ist. Am 15.09.1966 stiegen die Beach Boys erstmals mit ihrem Album „Pet Sounds“ in die Charts – am 17.06.16 fanden sie sich plötzlich wieder in den Top 100. Am 15.10.69 gelang Jethro Tull ein Erfolg mit „Stand Up“ – auch das Album war im November 2016 wieder in den Charts zu finden. Mehrere Pink Floyd- und Phil-Collins-Alben und sogar ein „Sweet“-Album waren 2016 auch wieder angesagt. Vielleicht sollte das Anlass für deutsche Katalogabteilungen sein, auch deutsche Erfolgsalben der damaligen Zeit wiederzuveröffentlichen, da ist noch eine Menge an Nachholbedarf, wenngleich das „Originale“-Team der Universal da hervorragende Arbeit leistet – vielleicht können sich andere dem ja anschließen.

Interessant ist, wie „wertig“ die einzelnen Rubriken sind. Folgende „Sieger“-Punktzahlen konnten in den einzelnen Rubriken ermittelt werden – auffällig ist, dass die erzielten Punktzahlen bei weitem nicht mehr so weit auseinanderklaffen wie in den Vorjahren:

Kategorie 1: Album des Jahres – 4.431

Kategorie 3: Künstler Pop National – 2.359

Kategorie 4: Künstlerin Pop National – 4.431

Kategorie 5: Band Pop National – 808 (…allerdings hat eine Band „Rock National“ 2.150 Punkte..)

Kategorie 6: Schlager – 4.548

Kategorie 7: Volkstümliche Musik – 4.388

Kategorie 8: Hip-Hop / Urban National – 3.414

Kategorie 9: Dance National – 1.940

Kategorie 10: Rock National – 3.401

Kategorie 11: Künstler International – 2.963

Kategorie 12: Künstlerin International – 4.283

Kategorie 13: Band International – 3.087

 

Unter den genannten Voraussetzungen – also OHNE „Spezialregelungen“ wie „es zählen erst die Platzierungen ab März, und es dürfen auch keine vor 2016 produzierten Alben sein und Schlager kommen in CrossOver-Kategorien“ und sonstige diffuse Sonderregelungen – gäbe es folgende Nominierungen für die Kategorie, wenn man die nackten Zahlen betrachtet:

ALBUM DES JAHRES

 

ADELE – 25
ANNENMAYKANTEREIT – Alles nix Konkretes
ANDREA BERG – Seelenbeben
SARAH CONNOR – Muttersprache
ANDREAS GABALIER – Mountain Man                         

 

… die Auflösung gibt es in Teil 2 dieser Serie – mit Angabe der jeweils erreichten Punktzahl.

Stephan Imming, 05.02.2017
http://www.musikindustrie.de/
http://www.echopop.de/pop-startseite/

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