RENATE KERN
CD-Besprechung von Stephan Imming: Renate Kern – "Lieber mal weinen im Glück" / "Nur wer liebt"!

Im Rahmen der „Originale“-Reihe hat Universal die beiden Alben auf einer CD neu veröffentlicht! 

Zur großen Freude von Schlager- und Oldiefreunden hat das „Originale“-Team weitere Alben aus dem Archiv restauriert und zu einem günstigen Preis auf den Markt gebracht.

Die vor inzwischen mehr als 25 Jahren verstorbene RENATE KERN ist insbesondere mit ihren Schlagern der späten 1960er Jahre noch vielen Menschen in Erinnerung. Beispielsweise war sie zu Gast in der ersten Ausgabe der legendären ZDF-Hitparade. Weniger bekannt ist, dass sie auch recht anspruchsvolle Alben auf den Markt gebracht hat. Die beiden erstmals auf CD erhältlichen Alben „Lieber mal weinen im Glück“, produziert von Werner Last und „Nur wer liebt“, produziert von Peter Orloff,  wurden auf einem Silberling verewigt, dazu gab es sogar noch zwei Bonustracks. Wie in der Originale-Serie üblich, wurden die Original-Cover-Artworks der Alben verwendet. Sogar das Label der CD wurde stark an das der damaligen LP angelehnt. Damit nicht genug: Auch die ausgekoppelten Singles wurden allesamt im Inlay der CD abgebildet – klasse! Die hervorragende Klangqualität der CD ist damit zu erklären, dass Original-Masterbänder bei der Produktion der CD verwendet wurden.

 

 

Zu den Liedern im Einzelnen:

 

Im Jahr 1968 erschien das Album „Lieber mal weinen im Glück“. Die LP wurde von Werner Last, dem Bruder von James, produziert, der sich später als „Kai Warner“ auch einen Namen machte und enthielt ausnahmslos A- und B-Seiten der zuvor erschienenen Singles. Beachtlich für eine Schlager-LP damaliger Zeit: Es reichte für eine Top-40-Notiz in den LP-Charts (Platz 37). Der Titelsong und erste Titel des Albums war auch ein großer Single-Erfolg. Renate präsentierte das von Horst-Heinz Henning und „Hans Chrislin“ (bürgerlich Christine Neuhausen) geschriebene Lied beim damaligen von Walter Giller moderierten deutschen Schlagerwettbewerb und holte einen respektablen 7. Platz und kam bis auf Platz 10 der deutschen Verkaufs-Charts. Laut der empfehlenswerten Webseite www.memoryradio.de ist übrigens möglich, dass Henning sich auch selbst hinter dem Pseudonym „Hans Chrislin“ verborgen haben könnte (Quelle: http://memoryradio.de/memoryforum/viewtopic.php?f=4&t=6713).

Die am 1. September 1965 in Hamburg aufgenommene Orchesterballade „Du bist meine Liebe“ wurde von Ernst Bader getextet und von Werner Last komponiert. Auch dieser Song war ein Festival-Schlager, Renate trug ihn am 29. Mai 1966 beim internationalen Finale der „Canteuropa-Tournee“ vor und holte einen zweiten Platz (hinter der Schweiz). Im Dezember 1965 reichte es für Platz 39 der deutschen Single-Bestenliste.

Auch der dritte Titel des Albums war ein Hit in Deutschland. Im Herbst 1966 schaffte Renate es mit dem am 9. September 1966 produzierten Song „Lass den dummen Kummer“ bis auf Platz 33 der deutschen Verkaufshitparade, in Österreich ging der von Günter Loose getextete Schlager sogar in die Top-10.

Auch die englischsprachige Nummer „You’ll Be The First One To Know“ erschien auf Single – der im März 1965 produzierte Song erschien parallel zu „Kiss And Shake“ – letztlich setzte sich aber der deutschsprachige Titel durch, so dass Renate fortan vornehmlich in deutscher Sprache produziert wurde.

Im August 1967 wurde die Single „Stop tTe Beat“ / „Damals in Napoli“ aufgenommen – Renate wollte sich mit der A-Seite dem damals vorherrschenden Musikgeschmack anpassen, der Erfolg beider Titel war eher bescheiden.

Vor ziemlich genau 50 Jahren war Renates Schlager „Bis morgen“ in den Charts – das war der Anlass für ein ausführliches Portrait der Sängerin bei smago!: https://smago.de/d/artikel/75415/ . Wie dort bereits erwähnt, war dieser Schlager ein weiterer Top-10-Hit in Österreich, auch in Deutschland punktete Renate mit dem von Günter Loose getexteten Schlager (Platz 35).

Mit „Weinen tut so weh“ wurde wieder eine B-Seite verkoppelt (von „Lass den dummen Kummer“), während der nächste Titel der erste Hit überhaupt von Renate war – mit dem Schlager „Kiss And Shake“ stürmte sie bereits 1965 erstmals die deutschen Verkaufscharts (Platz 35). Während der Song eher Beat-lastig war, hatte die 1967er-Hit-Single „An irgendeinem Tag“ eher melancholischen Charakter – man nahm Renate die Vielseitigkeit ab, auch damit gelang ein Hit (Platz 35 in Deutschland, Platz 11 in Österreich).

Abgerundet wurde die damalige LP mit den Songs „Ein Mann – ein Wort“ (B-Seite von „Eine schlaflose Nacht“) und  der Single „Eine Welt für uns zwei“, der von Kurt Hertha getexteten deutschen Version des Seekers-Hits „A World Of Our Own“.

Typisch „Originale“: Eigentlich ist in der aktuellen Staffel der Serie vorgesehen, zwei Alben auf eine CD zu packen, womit Bonustracks aufgrund der Länge kaum möglich sind. Wenn aber noch „Platz“ ist, gibt es eine Zugabe – wie im Fall Renate Kern. Die B-Seiten von „Bis morgen“ („Ganz genau wie Du“) und von „Du bist meine Liebe“ („Kommt nicht in Frage“) wurden als Bonus auf den Silberling gepackt.

Die zweite auf der „Originale“-CD verewigte LP erschien 1973, als Renates Schlagerstern leider langsam zu sinken begann. Produziert wurde das Album „Nur wer liebt“ von Peter Orloff. Bei dem Album handelt es sich um ein eher typisches Album von Schlagerstars der damaligen Zeit  – neben den Tagesschlagern (hier: zwei ausgekoppelte Singles) wurden auch Coverversionen internationaler Hits und vermeintlich „anspruchsvolle“ Lieder veröffentlicht. Ein Toningenieur von Orloff war der Berliner Klaus-Peter Hildebrandt, in den sich Renate hoffnungslos verliebte – passenderweise lautet der Opener des Orloff-Albums „Das macht diese Welt erst richtig schön“ – ein Hit wurde die als Single ausgekoppelte Nummer allerdings nicht.

Dass Renate auch in der Lage war, internationale Popsongs einfühlsam zu interpretieren, bewies sie mit der von Günter Loose getexteten deutschen Version des Little-Eva-Hits „Locomotion“. Während Volker Lechtenbrink Jahre später sich des Werks von Kris Kristofferson annahm, tat Renate das schon in den frühen Siebzigern – mit „Lass mich heute nicht allein“ lieferte sie eine überzeugende Version von dessen „Help Me Make It Through the Night“ ab und deutete damit schon an, wohin die Reise später gehen sollte, nämlich in die Country-Szene, wo sie Jahre später ja als „Nancy Wood“ recht erfolgreich werden sollte.

Drei Jahre vor Michael Holm coverte Renate bereits mit einem Bombast-Arrangement Peter Orloffs den David McWilliams-Song „Days Of Pearly Spencer“ und machte daraus „Die Antwort von den Sternen“ (Text: Peter Orloff). Auch „Nur wer liebt, kann glücklich werden“ ist ein Coversong, diesmal diente ein italienischer Hit als Original, nämlich „Ero bello il mio ragazzo“ von Anna Identici. Spannend: Während Peter Orloff für Renate Kern die deutsche Version dieses Hits schrieb, erdachte niemand anders als Stig Andersson für Agnetha Fältskog (ja, die von ABBA) die schwedische Version mit dem interessanten Titel „Dröm ör dröm och saga saga“.

Von vielen Fans heiß geliebt, ist die letzte Nummer von „Seite 1“ (so was gab es ja bei Schallplatten) – gemeinsam mit dem Jazz-Musiker Louis Freichel schrieb Peter Orloff den nachdenklichen Titel „Ich will nach Haus“.

Der erste Titel der 2. Seite des Albums war der einzige Hit der LP: „Morgen früh lachst Du schon wieder“. Mit dem fröhlichen Marsch erreichte Renate Platz 40 der deutschen Single-Charts – „ausgerechnet“, möchte man meinen angesichts Renates später ausgebrochenen schweren Depressions-Krankheit.

Den französischen Titel des Trios Athenée, „Les Oieseaux Blancs De Mon Pays“ nahm Renate in deutscher Sprache auf: „Drei Wünsche“. Den Text des nachdenklichen Liedes, in dem es darum geht, die Wünsche nicht zum Größenwahn werden zu lassen, schrieb Renate Kern höchstselbst.

Auch an einen deutschen Evergreen hat sich Renate damals herangewagt – von Peter Orloff produziert, wagte sie sich an den Riesenhit „Morgen“ von Ivo Robic.

Zeit Lebens wurde Renate Kern aufgrund ihrer tiefen „kern-igen“ Stimme mit der 1969 verstorbenen Sängerin Alexandra verglichen. Dass auch Renate nicht alt werden würde, war damals allerdings noch nicht abzusehen. Den direkten Vergleich kann man mit dem von Alexandra im Original gesungenen „Schwarze Balalaika“ ziehen – erneut ein wehmütiger Song, in dem es um die Liebe zu einem Musikanten des Ostblocks geht.

Melancholisch ging es weiter mit der Eindeutschung eines Klassikers von Joe Dassin – Aus „Le Chemin de Papa“ wurde „Hab mich lieb“.

Mit der Single-B-Seite des „Openers“ der LP, dem Peter Orloff-Titels „Meine Welt (ist von heute an Deine Welt)“ wird Renates 1973er Album abgeschlossen. Im Original wurde die Nummer bereits 1971 von der blonden Sängerin Claudia Gorden als Single veröffentlicht, später nahm auch Severine diesen Schlager noch einmal auf.

 

 

Fazit:

 

Während es sich bei der ersten LP genau genommen um eine Hitkopplung handelt mit Renates Frühwerk, konnte Renate mit der zweiten LP ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Viele der Titel sind erstmals auf CD in sehr guter Klangqualität erschienen. Wie in der „Originale“-Serie üblich, wird für einen erschwinglichen Preis wirklich exzellente Qualität geboten.

Nachdem die 1969er LP „Meine Welt ist schön“ bereits im Februar 2011 vom „Originale“-Team veröffentlicht wurde, sind nun alle drei Renate-Kern-LPs, die bei Polydor erschienen sind, verfügbar. Viele Fans würden sich sicher freuen, wenn eines Tages die (damals allerdings eher weniger erfolgreichen) BASF-LPs „Renate Kern“ und „…und draußen geht immer der Wind“ auch noch wiederveröffentlicht werden würden.

Für die vorliegende Neuveröffentlichung der „Originale“-Serie kann man nur eine dringende Kaufempfehlung aussprechen

Stephan Imming, 23.08.2016

https://de.wikipedia.org/wiki/Renate_Kern

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